Tiergestützte Therapie
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Projektbeschreibung über die tiergestützte Therapie mit Jugendlichen:
Das Team:
4 Jugendliche, 3 Jungs und 1 Mädchen, sowie ein Pfleger der Hanseklinik in Stralsund.
Die Aufgabe:
Teil A: Aus stabilen Brettern einen Laufsteg bauen, den man durch das Unterlegen eines Rundholzes in eine Wippe umändern kann. Bei dieser Aufgabe wurde besonderer Wert auf die Teamarbeit gelegt. Alle sollten helfen; alle durften sich beteiligen.
Teil B: Training der Lamas.
Die Jugendlichen sollten die Lamas an den für
sie fremden Gegenstand gewöhnen und soweit kommen, daß die Tiere
mit ihnen über
den Laufsteg gehen. Später versuchten sie, mit den Lamas über die
Wippe zu gehen.
Das Ziel:
Das Projekt soll ein Ziel haben, daß in
der vorgegebenen Zeit zu erreichen ist. Alle TN werden in die Planung und
Durchführung einbezogen und können
kreativ mitwirken. Die TN bekommen jeweils ein Tier, für das sie verantwortlich
sind. Sie sollen dem Tier helfen, Hindernisse zu bewältigen. Auftretende Ängste,
Scheu, Verweigerung von Seiten der Tiere sollen erkannt und bearbeitet werden.
Gegenseitige Hilfe unter den TN (Ideen und praktische Hilfestellung) ist
notwendig und wird angefordert oder angeboten. Durch die Aufgabe werden eigene
Ressourcen erkannt, geweckt, eingesetzt: Kreativität, Konsequenz, Mitleid,
Verständnis, Liebesfähigkeit, Zuverlässigkeit, Durchhaltevermögen,
Mut und Stärke.
positive Auswirkungen:
Erlangen von Kompetenzen
in Bezug auf das Lama (Haltung, Fütterung,
Pflege, Umgang) = Steigerung des Selbstwertgefühls; Erhöhung der
sozialen Kompetenz durch ein soziales Miteinander im Umgang mit dem Tier;
Steigerung der Konzentrationsfähigkeit; starke Sinneseindrücke
(Glückserlebnisse), in die Bewegung kommen, Vergessen der körperlichen
Symptome.u.v.m.
Beobachtungsfokus:
Wie stellt sich der Jugendliche der handwerklichen
Aufgabe?
Wie nimmt der Jugendliche Kontakt zu seinen Teammitgliedern auf?
Welche Stellung
hat der Jugendliche in der Gruppe?
Wie belastbar ist der Jugendliche?
Gibt es Auffälligkeiten im physisch-
psychischem Durchhaltevermögen?
Wie verhält sich der Jugendliche
bei Lob o. Kritik?
Wie nimmt der Jugendliche den Kontakt zu den Tieren auf?
Wie verhält
sich der Jugendliche in der für Ihn ungewohnten Situation?
Wie verhält
sich der Jugendliche bei Anforderungen durch das Tier (unvorzusehende Situationen)?
Welches
Verhalten läßt auf die Einstellung des Jugendlichen zu
sich selbst schließen?
Wie verhält sich der Jugendliche gegenüber
dem Tier?
Wie reagiert der Jugendliche im Blitzlicht?
Welches Gefühl löst
der Jugendliche in mir aus?
Die Methode:
Jeder Patient erarbeitet seine Ziele dieser Aktivität, dokumentierte
seine momentanen Gefühle bzw. Zustände in einem Fragebogen vor
und nach der Aktivität, die begleitenden Pflegemitarbeiter führten
zu jedem Patienten einen Beobachtungsbogen. Anhand von Fotografien und einer
einstündigen Filmdokumentation sind die Verläufe visuell gut nachvollziehbar.
Auszüge
aus den Protokollen:
Der Pat. A wirkt im täglichen Stationsablauf oft unangemessen im Ton,
muss zu Therapien immer wieder motiviert werden, scheint Schwierigkeiten
beim Umgang mit Regeln zu haben. >
Während der Aktivität striegelte der Patient das gleiche Tier
wie seine Mitpatientin, dabei lächelte er, sprach viel mit dem Tier
und den Anwesenden, zeigte keine Scheu im Gespräch mit Frau Rosenthal.
Beim anschl. Spaziergang führte der Pat. das Tier und gab von sich
aus an, keinen Suchtdruck gespürt zu haben und sich auch sonst gut zu
fühlen. Er wirkte stolz und erstaunt.
Die Reaktion im Blitzlicht war positiv, der Pat. gab an, diese Aktivität
wieder durchführen zu wollen. Er fühle sich entspannt und gut gelaunt.
Der
Pat. B scheint es schwer zu haben, sich beim Umgang mit Mitpatienten zu öffnen,
wirkt stets unruhig, scheint keine Ziele für sich zu
finden. Die tägliche Regeln im Stationsalltag scheinen ihm Schwierigkeiten
zu bereiten, oftmals scheint er Grenzen gegenüber den Patienten und
dem Personal nicht einhalten
zu können.
Er schien es anfänglich schwer zu haben und den Kontakt zu den Tieren
meiden
zu wollen. Die Gespräche und das Geschehen auf dem Hof scheint
er
aufmerksam zu verfolgen.
Schließlich gelang es dem Pflegepersonal und Frau Rosenthal den Pat.
B zu motivieren, ein Lama zum Spaziergang zu führen. Innerhalb kurzer
Zeit
führte er mit dem Lama Gespräche, schaute das Tier an, ließ es
am Wegesrand fressen und gab ihm einen eigenen Namen,“ Forest“.
Pat. gab an,
dass es „sein“ Lama ist, und nur ihn verstehen würde!
Pat. möchte dieses Tier wieder ausführen, aber nur das, auf andere
würde es eh nicht hören. Der Pat. wirkte entspannt und fröhlich,
lächelte und sprach viel.
Im Blitzlicht gab der Pat. an, dass ihm die
Aktivität großen Spaß gemacht hätte,
ihm gut tat und
er gern wiederkommen möchte.
Der Pat. C wirkt ständig unruhig, in
ewiger Hast. Muß oftmals
zu Therapien motiviert werden, scheint Grenzen im Alltag nicht zu kennen.
Bei Nichterfüllung seiner Wünsche und Eingehen auf seine Forderungen
reagiert der Pat. oftmals unangemessen, verbal aggressiv.
Er schien anfänglich große Berührungsängste mit den
Tieren und dem Umfeld zu haben. Er stand abseits, lehnte Anfangs alle Aktivitäten
ab, beobachtete
indes die Mitpatienten sehr aufmerksam und stellte viele
Fragen.
Plötzlich faßte er das Halfter eines Tieres (das körperlich
kleinste, aber wie sich später herausstellte, schwierigste) und bat,
dieses Tier führen zu dürfen. Ab diesem Moment schien die Bereitschaft
zum Kontakt mit dem Tier zu bestehen. Pat. führte das Lama mit großer
Umsicht, stellte ihm viele Fragen, lachte, gab ihm zu fressen. Pat. gelang
es, die Arbeit ca. zwei Stunden konzentriert zu verrichten.
Im Blitzlicht gab Pat. an, dass ihm die Aktivität gut getan hätte,
dass er
so etwas noch nie tun konnte und er sich gut fühlt.
Auch er
wollte wieder mit den Tieren arbeiten.